Der erste bundesweite Aktionstag für Adoptiv- und Pflegefamilien war ein voller Erfolg! Aus ganz Deutschland reisten Adoptiv- und Pflegeeltern mit ihren Kindern am 10.06.2023 nach Berlin, um sich zu informieren und zu vernetzen. Der Aktionstag stellt das gesellschaftliche und persönliche Engagement von Adoptiveltern und Pflegeeltern für familienbedürftige Kinder in den Mittelpunkt und gibt ihnen dafür Dank und Wertschätzung. Zukünftig soll der Aktionstag jährlich am zweiten Samstag im Juni stattfinden. Der nächste Tag der Wertschätzung, Information und Vernetzung von Adoptiv- und Pflegefamilien wird für den 08.06.2024 geplant.
Initiiert wurde die Aktion vom PFAD Bundesverband der Pflege- und Adoptivfamilien e.V. in Kooperation mit dem Forschungskonsortium EMPOWERYOU. Die erste Veranstaltung wurde ermöglicht durch eine finanzielle Förderung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Die Vorsitzende des PFAD Bundesverbandes Ulrike Schulz verdeutlichte die Intention hinter der Einführung dieses neuen Aktionstags für Adoptiv- und Pflegefamilien: „In den nächsten Jahren wollen wir daran arbeiten, dass an diesem Datum viele weitere Veranstaltungen im gesamten Bundesgebiet stattfinden. Der Tag soll zu einer festen Institution werden, bei der neben der Selbsthilfe auch die öffentlichen und freien Träger der Jugendhilfe die Gelegenheit nutzen, Adoptiv- und Pflegefamilien zu würdigen und gleichzeitig um neue Interessent*innen für diese erfüllende und verantwortungsvolle Aufgabe zu werben. Bundesweit fehlen jährlich mindestens 4000 neue Pflegefamilien, um Kindern, die zeitweise oder auf Dauer nicht in ihren leiblichen Familien aufwachsen können, ein neues liebevolles Zuhause zu geben.“
Bundesfamilienministerin Lisa Paus betonte in ihrer Grußbotschaft: „An diesem Tag stehen Sie, liebe Pflege- und Adoptiveltern und ihr großartiges Engagement im Mittelpunkt. An sieben Tagen in der Woche sind Sie rund um die Uhr für die Kinder da. Für Kinder, die in ihrem Leben oftmals Schreckliches erlebt haben und durch diese Erlebnisse nicht selten traumatisiert sind. Sie schaffen ein Zuhause und einen Zufluchtsort für diese jungen Menschen. Ihr Engagement verdient Wertschätzung und verdient Aufmerksamkeit. Und darum habe ich sehr gern die Schirmherrschaft für den Aktionstag übernommen und danke Ihnen von Herzen für Ihr Engagement.“
Die Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie sandte ebenfalls ein Grußwort von Senatorin Katharina Günther-Wünsch. Sie betonte das Motto des Tages „Wir wollen Danke sagen!“ und vergaß neben dem Dank an die Pflege- und Adoptiveltern, auch nicht einen Dank an die Kinder zu richten. Für ihre Kraft und ihren Mut, in ihre neue Familie hineinzuwachsen. Und an die Fachkräfte und Experten dafür, dass sie diese Familien zusammenbringen, unterstützen und begleiten. „Wer ein Kind in Not zur Pflege aufnimmt oder adoptiert,“ so Günther-Wünsch, „der leistet einen wertvollen Dienst für die Gesellschaft. Er übernimmt freiwillig und dauerhaft eine große Verantwortung. Ich wünsche mir sehr, dass die Anstrengungen und die Leistungen ihrer Familien stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken.“ Die Senatorin unterstrich, dass sie sich für gute Rahmenbedingungen für alle Pflege- und Adoptivfamilien in ihrer ganzen bunten Vielfalt einsetzen werde. Denn: „In ihren Familien findet Nächstenliebe ein Zuhause!“.
Das Programmangebot der Veranstalter bestand aus interaktiven Umfragen, interessanten Workshops, Gelegenheiten für Fragen an Expert*innen und vielen hilfreichen Informationen. Für Jugendliche gab es einen Workshop zum Thema Kinderrechte und die Kinder genossen ein erlebnispädagogisches Event auf dem Kinderbauernhof Pinke-Panke, durchgeführt von der Stiftung zur Förderung von Pflegekindern Berlin.
Bei der Diskussion mit den anwesenden – zum Teil weit angereisten – Adoptiv- und Pflegeeltern wurde deutlich, dass sie sich in erster Linie mehr Wertschätzung von der Politik sowie durch die sie betreuenden Fachkräfte der Jugendhilfe wünschen. Damit meinten sie nicht nur verbale Anerkennung, sondern vor allem eine angemessene konkrete Unterstützung und respektvolle Zusammenarbeit auf Augenhöhe, bedarfsgerechte zusätzliche Hilfen, Entlastungsangebote und faire Rahmenbedingungen.
Das grundsätzlich ehrenamtliche Engagement von Pflegeeltern dürfe nicht dazu führen, dass sie finanziell noch drauflegen müssten, Risiken alleine trügen und im Alter ungenügend versorgt blieben, betonte Ulrike Schulz. Auch Adoptiveltern nähmen oft viel auf sich, den Bedürfnissen der ihnen anvertrauten Kinder gerecht zu werden. Rechtlich den leiblichen Familien gleichgestellt, trügen sie alleine, ohne öffentliche Zuschüsse, die ganze – auch finanzielle – Verantwortung für die notwendige Förderung ihres Adoptivkindes. Sie hätten im Gegensatz zu Pflegeeltern keine durchgängige fachliche Betreuung und vermissten oft Angebote für Fortbildung und zum Austausch mit anderen Familien in ähnlicher Situation, so die Vorsitzende des Bundesverbandes der Pflege- und Adoptivfamilien e. V.
Die Wertschätzung am ersten Aktionstag hat allen sehr gut getan. Unvergessen wird ihnen sicher der großartige Auftritt bleiben, bei dem Groß und Klein gemeinsam trommelten. Eingestimmt und angeleitet von einer Sambaband, spielten alle auf unterschiedlichen Percussion-Instrumenten. Jeder wählte sich sein Instrument, bekam seinen Takt und alle zusammen waren schon nach kurzer Übung ein wunderbar funktionierendes, lautstarkes Orchester. Es machte den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen viel Spaß und verdeutlichte beeindruckend, welchen Mehrwert man durch gutes Zusammenwirken erhält. Mit einem Eis für alle und vielen netten Gesprächen im sonnigen Garten endete der Aktionstag. Viele bedankten sich bei den Veranstalterinnen für die wunderbare Veranstaltung und wünschen sich eine Wiederholung.