Bereitschaftspflege – Zwischenstation für Kinder in Not

Seit drei Jahren sind wir Bereitschaftspflegeeltern. Wir haben uns bewusst entschieden Kinder aufzunehmen, die ganz schnell Hilfe benötigen.

Meistens ist es so, dass ein Anruf kommt mit der Anfrage, ob man kurzfristig Platz für ein bestimmtes Kind hat. Da muss man schnell abwägen, ob man sich das gerade vorstellen kann oder nicht. Dann hat man nur eine kleine Zeitspanne, um sich auf das kommende Kind einzurichten.

Hin und wieder kommt das Kind dann trotz Anruf doch nicht, da die Krise im elterlichen Haushalt geklärt werden konnte und Hilfen, die vorher von den Eltern abgelehnt wurden, doch noch akzeptiert wurden. Gelingt dies allerdings nicht oder sind die Anzeichen für eine Kindeswohlgefährdung zu groß, wird das Kind in Obhut genommen. Zwei Mitarbeiter des Jugendamtes bringen es dann direkt in den Haushalt der Pflegefamilie.

Hier gilt es, zuerst das Kind willkommen zu heißen und ihm einen guten Empfang zu bereiten. Hier bewähren sich oft Kakao und Kekse. Manche Kinder sind jedoch auch so verstört, dass sie erst einmal nur Ruhe brauchen. Vieles hängt auch vom Alter der Kinder ab, die aufgenommen werden. Dass wir schon Erziehungserfahrung haben, ist uns hier sehr hilfreich, dann das Kind befindet sich in einer Krisensituation und versteht oft noch nicht, was gerade passiert ist.

Je nachdem aus welchem Grund die Kinder in die Bereitschaftspflege kommen, sind auch die Zeiträume, die sie bleiben, sehr unterschiedlich. Bereitschaftspflege sollte eigentlich nur eine kurze Zeit dauern, während die weitere Perspektive des Kindes geklärt wird. Denn die Kinder sollen die Möglichkeit haben, irgendwo fest anzukommen und ggf. neue Bindungen aufbauen zu können.
Doch da sich häufig Gerichtsverfahren anschließen und/oder Gutachten angefertigt werden müssen, bleiben die Kinder oft wesentlich länger, als es gut wäre.

Wird der für die Bereitschaftspflege vorgesehene Zeitraum überschritten, wird die Bereitschaftspflege von manchen Jugendämtern aus Kostengründen in eine befristete Vollzeitpflege umgewandelt. Sinn der Sache ist das sicher nicht, außer das Kind bleibt dann auch zur Weiterbetreuung in Dauerpflege in der Pflegefamilie. Das ist vom Jugendamt wiederum häufig nicht gewünscht, da dann der dringend benötigte Inobhutnahmeplatz fehlt.

Bereitschaftspflege ist in jedem Fall für uns eine bereichernde und tolle Erfahrung. Bei einigen Kindern ist man schon traurig, wenn sie einen wieder verlassen. Aber wenn man weiß, sie sind wieder in ihrem Elternhaus, das sich bestenfalls gefestigt hat, oder sie kommen in gute Dauerpflegefamilien, dann lässt man sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge ziehen und wartet gespannt auf den nächsten Anruf.

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